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Bericht 29.10.2003
DAS IST LA GRANDE NATION
15.05.2004
Ich kann es mir nun einfach nicht
verkneifen, aber nach acht Monaten in Frankreich erlaube ich mir doch,
anzumaßen, das Land und die Leute recht gut zu kennen. So will ich Euch heute
mal ein bißchen was allgemeines erzählen.
Fangen wir doch zum Beispiel mit der These
an, warum Frankreich immer noch evolutionär auf der Stufe von Asterix und Obelix
steht. Ihr glaubt mir nicht? Nun, vielleicht überzeugen Euch ja die folgenden
Argumente:
-
Fleisch wird immer noch roh gegessen, der
Begriff gut durchgebraten führt höchstens zu abgeschwächtem rot.
-
Du möchtest Schulden im Wert von 5,-€
begleichen. Naturalien sind als Zahlungsmittel zwar bereits abgeschafft,
aber zum Glück gibt's ja den Scheck! Die Eurobanknoten aus Frankfurt stecken
immer noch an der Grenze und werden als Teufelszeug nicht ins Land gelassen.
-
Bei Festen tanzt der Franzose gerne
splitternackt in der Gegend herum. Selbst sein eventueller Obelix-ähnlicher
Bauchansatz stört ihn dabei nicht.
-
Die Sessellifte in den französischen Alpen
stammen noch aus der Zeit, als Hannibal über die Alpen zog. Ich frage mich nur,
wie die Elefanten ihre Beine bei den viel zu kleinen Sesseln abstellen konnten.
Na gut, das war natürlich etwas
überspitzt, aber jeder kennt doch die Klischees, mit denen
man den typischen Franzosen verbindet oder die das Land ausmachen. Nicht alle
sind davon richtig und wahr, aber das Bild vom Franzosen mit einem unter den Arm
geklemmten Baguette ist mehr als korrekt. Dagegen gibt es so einige Dinge, für
die Frankreich immer in den siebten Himmel gelobt wird, die man im Alltag nicht
bestätigen kann, oder die differenziert betrachtet werden wollen.
-
Fangen wir mit der herrlichen
französischen Sprache an. Ich will ja gar nicht verleugnen, daß die Sprache
durchaus ihre Reize beinhaltet und etliche wohlklingende Wendungen kennt, aber
leider trifft man davon im Alltag nicht allzu viel an. Ich kenne keine andere
Sprache, in der so vulgär und ausschweifend geflucht wird. Dinge, die man im
Deutschen nicht in den Mund zu nehmen wagen würde, werden hier selbst von
Professoren oder anderen gebildeten Personen ganz ungehemmt eingesetzt. Außerdem
ist das alltägliche Vokabular mehr als nur beschränkt. Präzise Worte werden
nicht verwendet, selbst wenn sie existieren, denn der gemeine
Durchschnittsfranzose (selbst an einer Grande Ecole) kennt sie kaum. Oder
könntet Ihr Euch vorstellen, regelmäßig(!) den Duden konsultieren zu müssen,
weil Euch unbekannte Worte über den Weg laufen?
-
Kennt Ihr jemanden, der mit Frankreich
nicht automatisch die Haute Cuisine verbindet? Ja, es ist wohl wahr, daß die
französische Küche weltbekannt und viel gerühmt ist. Doch merkt man davon was im
Alltagsleben? Hier lautet die Antwort ganz klar Jein. Ja, weil der
durchschnittliche Franzose um ein vielfaches mehr für sein leibliches Wohl
ausgibt, als zum Beispiel der gemeine Deutsche und es sehr viele gute
Restaurants gibt, die von der hiesigen Landesbevölkerung sehr häufig aufgesucht
werden. Nein, wenn man sich beispielsweise unsere Mensa betrachtet. Dagegen ist
die Darmstädter Mensa ein Luxusrestaurant und verdient es, im Guide Rouge von Michelin
aufgenommen zu werden.
-
Wer gut essen möchte, der will natürlich
dazu auch gut trinken. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß auch die
französischen Weine (vor allem die Roten) weltweite Lobpreisungen erfahren. Doch
während man auf der einen Seite wirklich ganz außergewöhnliche Weine (sowohl
bezahlbar als auch unbezahlbar) findet, gibt es auch so entsetzliches
Rotweingebräu, das in Plastikkanistern (ohne Witz!) oder Vittel-ähnlichen
Flaschen verkauft wird. Das schlimmste, was mein Auge bislang zu sehen bekam
(ich meinem Gaumen jedoch nicht antat),
war eine solche Plastik-Rotwein-Flasche mit dem Etikett: "Mélange de vins
de différents pays de la Communauté Européenne → Weinmischung aus verschiedenen
Ländern der EU". Nichts mehr hinzuzufügen!
-
Was bleibt als letzte große Domäne in
Frankreich noch über? Die Mode natürlich. Paris, bekannt für den letzten Chic
und in dauernder Konkurrenz zu Mailand, stellt einen der Modemittelpunkte der
Welt dar. Doch was sieht man davon im realen Leben? Nun, es ist zu konstatieren,
daß die französische Madame sich durchaus zu kleiden weiß und das über alle
Generationen hinweg. Leider hat der französische Mann von alledem recht wenig
begriffen und trottet so meist recht lächerlich neben seiner weiblichen
gestylten Begleitung dahin.
Aber wißt Ihr eigentlich, was der größte
Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich ist? In Deutschland wird geboten
und in Frankreich verboten. Häh? Nix kapiert? Ok, ein kleines Beispiel:
|
|
Deutschland |
Frankreich |
Na, dämmert's? Das sind jetzt nur zwei
verschiedene Arten, das gleiche auszuschildern, könnt Ihr nun sagen, aber wenn
man in Frankreich mal die Augen aufsperrt und das gleiche in Deutschland tut,
wird man feststellen, daß alle Arten von Hinweisen in den meisten Fällen in
Frankreich mit "Il est interdit de...", "Interdiction de..." oder "Ne pas..."
beginnen, während in Deutschland gleiches mit Hinweisen wie "Zutritt nur
für...", "Nur... erlaubt", "Zugelassen nur für...". Nur
zu, schaut mal genau hin!
Zu guter letzt noch ein kleines lustiges
Schildchen in der Pariser Metro:
Kriegsinvaliden haben oberste Priorität.
Ohne sarkastisch sein zu wollen, aber die meisten dürften ihre
Kriegsverletzungen mittlerweile nicht mehr plagen...
Das soll's mal wieder gewesen sein. Außer
daß ich vor zwei Wochen in Paris bei Henning war und daß ich im Moment ein
relativ unbeschwertes Leben ohne viele Klausuren habe, wüßte ich im Moment auch
nicht viel Aufregendes zu erzählen. Am Donnerstag geht es für ein paar Tage über
Christi Himmelfahrt zu Marc nach Mailand. Mal schauen, was the Italian way of
Life so zu bieten hat...
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