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Bericht 3.10.2003

        REFLEXIONEN NACH EINEM MONAT    03.10.2003

Ja, Ihr lest richtig, und auch ich stutze bei der Überschrift. Es ist nun tatsächlich über einen Moant her, daß ich hier angekommen bin. Ich muß zugeben, zwei Wochen würde ich nach dem Gefühl sagen, aber nein, es sind fast fünf.

Alleine dem könnt Ihr ja schon entnehmen, daß ich mich hier sauwohl fühle. Nein, ohne Witz, ich habe noch keine einzige Minute bereut hierher gekommen zu sein. Wenn man mal von dem Haufen Arbeit absieht, macht hier das Leben einfach nur Spaß.

Aber der Titel des heutigen Berichts beinhaltet noch mehr als nur die Dauer meines bisherigen Aufenthalts. Ich will heute mal ein bißchen resümieren und einfach so die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich anreißen. Es versteht sich von selbst, daß ich diesen Komplex kaum erschöpfend abhandeln kann, aber nach nahezu fünf Wochen hat man das französische Leben doch etwas besser kennengelernt.

Ich habe Euch bislang immer nur chronologisch geschildert, was man hier so erlebt. Mittlerweile bin ich gegenüber den ein oder anderen Eigenarten der Franzosen so abgebrüht, daß ich das gar nicht mehr wahrnehme und deshalb denke ich, daß ich einmal eine Reflexion allgemeiner Art über das hiesige Leben machen sollte. Meist habe ich mich ja in meinen Berichten auch eher auf die frappierenden Dinge beschränkt, die eher negativ auffallen. Heute will ich das einmal vergleichend anstellen.

Neben den gewöhnungsbedürftigen Dingen gibt es nämlich auch eine große Menge an Eigenarten, die man in Deutschland suchen muß. Da ist zum Beispiel Carrefour, dieser riesige Supermarkt, bei dem man alles bekommt. Man könnte ihn zusammenfassend als Minimal, Toom Baumarkt, Mediamarkt und Schlecker in einem bezeichnen und wird dabei seiner Größe immer noch nicht gerecht. Günstigerweise ist dieser Markt lediglich zehn Minuten von der EC entfernt und so bekommt man einfach alles ohne großen Umstand. Faszinierend ist auch die Menge an Kassen, etwa 80 an der Zahl.

Eine Sache habe ich auch unverzüglich von den Franzosen übernommen, das Bezahlen mit Carte Bleue. Das ist auch eine wunderbare Errungenschaft dieses Landes. Carte Bleue impliziert Kreditkarte, ec-Karte und Geldkarte in einem, für Stundenten kostenlos. Damit kann man alles überall bezahlen, ohne zusätzliche Kosten. Es ist hier üblich, daß man seinen Einkauf, und wenn es nur 5,78€ sind, mit Karte zahlt. Man wird nicht dumm angeschaut deswegen. Das macht hier jeder, eher das Bargeld wird ungläubig zur Kenntnis genommen.

Was allerdings absolut old-styled ist und mich tierisch nervt, sind die Schecks. Mittlerweile bin ich in der glücklichen Lage, welche zu haben, aber in den ersten Wochen war das schon extrem nervig. Man kann alles und überall mit Schecks zahlen. Ich habe beispielsweise an der Schule einen todschicken Pulli der ECL erstanden. Diesen kann man ausschließlich mit Scheck bezahlen, ebenso wie man seine Carte Code Bar für die Bar nicht anders aufladen kann. Wie dumm wurde ich angeschaut, als ich einen Franzosen fragte, wie ich das Ding denn auszufüllen hätte!

Toll sind auch die Ladenöffnungszeiten. Carrefour schließt unter der Woche um 21:30h, was einfach genial ist. Sonntags sind fast alle Geschäfte wie Bäcker oder Metzger im Centre von Ecully geöffnet. Die Leute gehen aus der Kirche direkt auf der anderen Straßenseite einkaufen, um das Mittagessen wirklich frisch zuzubereiten. Entsprechend jedem Frankreich-Cliché eilen sie anschließend mit der Baguette-Stange unterm Arm nach Hause.

Neben diesen praktischen Dingen des vie quotidienne sind da natürlich auch noch meine zahlreichen Mitschüler. Es ist eine lustige Bande. Mittlerweile sind sie doch etwas ruhiger geworden, aber nur ein bißchen. Die Fanfare höre ich beispielsweise gar nicht mehr, auch wenn sie abends um zehn noch tröten. Meine Etage ist da irgendwie eine Insel der Langeweile inmitten der ECL. Sie ist mittlerweile voll, aber es wohnen hier teilweise sehr dubiose Gestalten. Das ist aber eigentlich auch relativ egal, denn es gibt immer eine Etage, wo man eingeladen ist. Im Prinzip haben wir gestern bei der Bouffe d'Etage X1 und X2 zusammengelegt. Ich wohne auf X1 und X2 ist eins drüber, was natürlich rasch zu dem Schluß führt, mich zum Ehrenbürger von X2 zu machen. Gestern haben die Chinesen gekocht und es war super-geil, denn es waren über 30 Leute bei der Bouffe und es ist immer noch was übrig geblieben.

In dieser Beziehung ist hier einfach alles sehr unkompliziert. Selber schuld, der nicht an diesem Leben teilnimmt, denn die Franzosen sind allesamt offen gegenüber den Ausländern. Es ist einfach eine ganz andere Mentalität als in Deutschland. Wenn auf einer Etage was übrig ist, wird bei anderen noch was abgeladen. Diese deutsche Reserviertheit existiert hier nicht.

Aber man muß eben auch aktiv sein. Wer natürlich nur auf seinem Zimmer hockt, wird nicht viel davon spüren. Manchmal strengt es auch an und man muß sich schon selber einen Ruck geben, wieder an was teilzunehmen. Im Endeffekt macht es immer Spaß, aber da alles so ungewohnt ist, braucht eben alles Kraft und die Sprache strengt eben auch an.

Natürlich kann man nicht den typischen Centralien oder Franzosen charakterisieren. Aber was ist schon ein typischer Deutscher, Italiener oder Brasilianer? Meine Mitschüler sind so bunt durcheinander gewürfelt, daß einem die Darmstädter ET-Studenten einfach nur langweilig-homogen erscheinen (vor allem bei der breiten Masse an ... [Ihr kennt meinen Ausdruck an dieser Stelle, den ich nicht online wiederholen möchte!]). Vielleicht einigt aber eines nahezu alle hier. Sie lieben die Party und pflegen ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben. Auch wenn sie auf Partys auf Musik abfahren, die bei unserer Geburt geschrieben wurde und dazu auf Französisch, aber das ist ein andere Thema... Dazu ein anderes Mal mehr.

Ich werde meinen Bericht jetzt schließen. Gleich kommen noch einige Deutsche auf meine Etage und wir essen dann hier zusammen. Die Franzosen fliegen ja zum größten Teil aus und verbringen das Wochenende zu Hause. So machen wir jetzt Bouffe Allemande au X1.

[4 Stunden später]

Nun ist unsere Bouffe zu Ende. Es ist doch keine Bouffe Allemande geworden wie ich zunächst annahm. Es war eher eine Bouffe Italienne. Gabriele hat super Pasta gemacht und wir waren bunt gemischt, Deutsche, Italiener, eine Engländerin und ein Rumäne. Im Prinzip war es das erste Mal, daß auf unserer Etage was los war. Wurde aber auch mal Zeit...

Naja, und zu guter Letzt will ich Euch noch auf einen Link aufmerksam machen. Ihr müßt unbedingt mal Hennings Page besuchen. Dort findet Ihr viele Fotos. Besonders lege ich Euch aber folgende Seite ans Herz, die auf durchaus humorvolle Art, recht zutreffend den "gemeinen Feldfranzosen" charakterisiert.


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