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Bericht 20.9.2003

        DIE ERSTEN VORLESUNGEN    20.9.2003

Nun ist die erste Woche Unterricht vorbei. Ja, ich schreibe ganz bewußt Unterricht und nicht Vorlesungen, denn es ähnelt eher Schulunterricht. Es gibt hier zwar auch Vorlesungen so wie man das von Deutschland kennt, aber nebenbei sind eben noch die Travaux Dirigés (TD), was etwa einer deutschen Übung entspricht. Allerdings gilt hier Anwesenheitspflicht. Da wird dann also zu Beginn der TD das Kursheft gezückt und die Anwesenheit kontrolliert.

Einen großen Haken hat die ganze Sache leider. Wenn man so an unseren Schulunterricht zurückdenkt, dann war das ja meist recht easy-going. Die Stunde dauerte 45min. und zwischendurch war man ja nun auch nicht wirklich überfordert. Hier dauert eine Unterrichtseinheit zwei Stunden, unabhängig davon, ob Übung, Praktikum oder Vorlesung. Das ist der absolute Hammer. Besonders in den Vorlesungen ist es kaum auszuhalten. Zwei Stunden volle Dröhnung ohne Pause und das ganze dann noch auf Französisch.

Ein normaler Tag hier fängt morgens um 8:00h an. Es folgen dann zwei Unterrichtseinheiten, unterbrochen von 15min. Pause. Dann ist es 12:15h - Mittagspause. Um 14:00h geht es dann wieder mit zwei Unterrichtseinheiten weiter, also bis 18:15h. Das haut einen wahrlich aus den Latschen. Acht Stunden Unterricht am Tag hält man kaum aus. Freistunden zwischendurch sind die Ausnahme, vielleicht einmal die Woche. Ein Lichtblick ist der Donnerstag. Da in ganz Frankreich der Donnerstag Nachmittag an den Universitäten für Sport reserviert ist, ist also auch bei uns Donnerstag nachmittags außer Sport nichts los.

Sport und Sprachen fangen aber erst in der ersten Oktoberwoche an, denn gestern war überhaupt erst der Abgabetermin für die Wahlblätter. Ich habe mich für Tennis und Italienisch eingetragen. Mal sehen, was ich abbekomme.

Interessant ist vor allem die Atmosphäre im Hörsaal bei den Vorlesungen. Wenn ich so an mein erstes Semester in Darmstadt denke, da wird mir hier ganz anders. Im Hörsaal war es immer laut, jeder kam und ging, wann der er wollte und von allen Seiten flogen die Papierflieger herum. Hier ist es das absolute Gegenteil. Es ist mucksmäuschenstill. Wenn sich irgendjemand unterhält, kommt es schon mal vor, daß der Prof gleich mit irgendwas auf den Tisch knallt und einen kleinen Anfall bekommt. Außerdem schreiben die Franzosen einfach alles mit. Es ist ein wahres Wunder, daß sie nicht auch das "Bonjour" des Profs zu Beginn der Vorlesung mitschreiben. Der Economie-Prof sagte beispielsweise zu Beginn, er stelle die Folien online. Das konnte die Franzosen aber nicht beeindrucken. Sie pinselten alles brav mit, in den selben Farben wie die Folien und alles schön ordentlich mit Lineal und Fineliner. Der Oberhammer war eigentlich, als eine Referentin einen Kreis an die Tafel malte. In dem Moment begann der ganze Hörsaal wie blöd zu kruschen, um den Zirkel aus der Tasche zu holen! Aber das ganze hat auch seine Vorteile. Am Ende der Vorlesungszyklen nehme ich mir einfach von jemandem die Mitschriften und kopiere sie mir. Schließlich kann ich mich ja darauf rausreden, ein dummer Ausländer zu sein, der nichts verstanden hat...

Tja, und dann gibt es da noch eine ganz blöde Sache, die man aber auch ganz ähnlich in allen Ländern der Welt findet, die Examen. Nicht, daß ich aus Darmstadt mit Klausurterminen und -anzahl verwöhnt gewesen wäre, aber irgendwie glaube ich, wird es hier noch unangenehmer. Das Jahr ist nicht in Semester oder Trimester aufgeteilt. Man hört Vorlesungen, die über einige Wochen gehen und von Übungen begleitet werden. Am Ende steht dann die Klausur. Das heißt, am 22. Oktober geht es hier mit der ersten Klausur los und bis Weihnachten stehen erstmal acht an. Im ganzen Jahr sind es etwas mehr als 20. Naja, irgendwie wird (muß) auch das gehen...

Sonst geht das Leben hier mittlerweile seinen (fast schon gewohnten) Gang. Donnerstag abends ist immer eine Bouffe d'Etage. Da meine Etage recht ruhig (und leer) ist, bin ich immer im zweiten Stock eingeladen. Im Anschluß daran gibt es dann noch eine Party im Foyer. Das gibt einem natürlich für Freitag den Rest. Fünf Stunden Schlaf und acht Stunden Unterricht verträgt sich nicht sonderlich gut.

Ich bin übrigens hier dem Bureau International beigetreten. Das ist der Club, der die O-Woche für die Ausländer organisiert. Außerdem organisiert der Club im Jahr verschiedene internationale Dinge, wie Essen, Soirées o.ä. Die Bar neben der Mensa übernimmt jede Woche ein anderer Club. Diese Woche war gleich das Bureau International dran und da sie dringend Leute brauchten, habe ich diese Woche gleich mitgeholfen und Sandwiches, Crêpes und so weiter verkauft. Mal schauen, wie das weitergeht, bisher ist es auf jeden Fall recht lustig.

Für den Moment soll es das mal gewesen sein. Ich werde jetzt mal mein erstes freies Wochenende oder besser meine ersten freien Stunden seit drei Wochen genießen. Leider muß ich mich allmählich an Energietechnik ranwagen, die Klausur, die aus Darmstadt noch "mitgebracht" habe.


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