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Bericht 4.9.2003
LA RENTRÉE - ES PLÄTSCHERT SO DAHIN
4.9.2003
Am Mittwoch sollte ja nun der erste
Französisch-Kurs um 9:00 Uhr stattfinden. Zuvor sollte aber erst die Einteilung
in die entsprechenden Niveaus erfolgen. Dabei erfuhr ich dann, daß ich vom
Französisch-Kurs befreit bin, da ich angeblich gut genug sei. Von den Ausländern
sind knapp 30 befreit. Darunter waren auch einige Chinesen, die sofort heftigst
protestierten und das auch mit gutem Grund. Sie mögen zwar alle die Grammatik in
den letzten Wochen in den Kopf geballert haben, aber leider können sie kaum was
sagen.
Interessant an der Befreiung ist auch noch
die Tatsache, daß sie eigentlich für die bilingual aufgewachsenen Studenten
gedacht ist, aber das ist ja bei mir nun wahrlich nicht der Fall. Ich muß mir
nun überlegen, welche Sprache ich hier mache. Englisch kommt wohl kaum in Frage,
denn ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Englisch-Kurs in Frankreich
insbesondere für die Aussprache förderlich sein könnte. Vielleicht feile ich
statt dessen ein wenig an meinem Italienisch weiter.
Ansonsten merkt man leider ganz extrem,
daß die Franzosen nicht wirklich kompetent in ihrem jeweiligen Gebiet sind. Das
betrifft jetzt nicht unbedingt die Studenten, aber wenn man sich irgendwo
informiert, bekommt jeder eine andere Antwort. Das ist faszinierend. Will man
beispielsweise einen Handy-Vertrag abschließen, muß die Verkäuferin dreimal in
der Zentrale anrufen, um irgendwelche Fragen abzuklären. Außerdem erhielt ein
anderer Deutscher im selben Shop gänzlich andere Informationen als ich. Mir
wurde gesagt, SMS könne man nur versenden, wenn man mindestens ein 30-Package
abnimmt. Ansonsten sei der Dienst gesperrt. Meinem "Mitschüler" wurde hingegen
gesagt, daß das nicht nötig sei. Wenn man dann mal die Broschüre genau liest,
was wohl die werte Dame noch nicht getan hatte, dann erkennt man, daß es
wirklich Blödsinn ist, dieses Package abnehmen zu müssen.
Das ist aber kein Einzelfall. Bei France
Telecom ist es genauso und selbst an der Kasse beim Carrefour haben sie keine
Ahnung, welche Karten sie eigentlich wirklich akzeptieren. Die Herrschaften, die
uns eine Krankenversicherung schmackhaft machen sollten, hatten leider keine
Ahnung, wie man als EU-Bürger vorgehen muß, um an sein Geld zu kommen, das man
für Arztbesuche ausgegeben hat. Wenn man nicht selber weiß, wie's geht, ist man
ziemlich verlassen, denn man hat schlußendlich drei verschiedene Antworten, von
denen im schlimmsten Fall keine stimmt.
Aber gut, damit kann man sich arrangieren,
es ist nur sehr anstrengend, wirklich alles selber herauszufinden. Ansonsten
sind die Franzosen auch nicht gerade Organisationstalente. So wurden wir heute
morgen um 8:00 Uhr, also zu einer eigentlich unmenschlichen Zeit, bestellt, um
ins gallo-romanische Museum zu fahren. Bis sich aber unsere drei französischen
Studenten aus dem 2A im klaren darüber waren, wie wir hinkommen, war es 8:40
Uhr. So vergammeln wir derzeit die meiste Zeit des Tages, denn man muß ja
eigentlich immer irgendwo sein, um dann zu merken, daß es erst eine halbe Stunde
später anfängt.
Ganz besonders merkt man immer wieder, daß
hier alles verschult ist. Es wird einem alles vorgekaut. Wenn man krank wird,
hat man einen bestimmten - sagen wir - Notfallplan zu durchlaufen, der bei der
Infimerie beginnt und beim Koordinator für ausländische Studenten endet. Ich
werde die nächsten Tage auch mal die Abschrift eines Zettels online setzen, die
wirklich lesenswert ist. Sonntag ist ein Ausflug in die Berge nahe bei Grenoble
geplant und auf diesem Zettel wird genau aufgeschrieben, was jeder mitzunehmen
hat, wie beim Klassenausflug eben. So ist es aber bei allem.
Nebenbei wurden wir heute regelrecht
ausgeplündert. Also, in Frankreich kostet wirklich alles Geld und das nicht
schlecht. Heute hat sich die Association des Elèves (ASSOCE) vorgestellt und
ihre vielfältigen Angebote angepriesen. Das Ende von alledem war dann aber ganz
simpel: Bezahlen - und das in gutem Umfang. Zunächst einmal mein Beitrag für ASSOCE der nächsten zwei Jahre, macht 95€. Dann kommt das Weekend d'Intégration
mit schlappen 65€ und zu guter letzt der Internetzugang am Zimmer mit
lächerlichen 60€ für ein Jahr. Macht schlappe 220€, die auf einmal das Weite
suchen. Faszinierend hierbei ist, daß man selbst bei den
Studentenorganisationen mit Karte zahlen kann. Man stelle sich bei uns in der
Fachschaft mal so einen Kreditkartenleser vor, bei dem man pro Semester seine
25€ rausrücken muß...
Das wäre es für den Moment auch mal
wieder. Das Wetter in Lyon zeigt sich von seiner besten Seite und war heute mit
weit über 20°C auch wieder schön warm. Fotos gibt es keine neuen, da im
gallo-romanischen Museum Fotoverbot besteht. Aber ich werde Euch schon noch
versorgen!
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